Fühlen Sie sich manchmal einsam? Wer sich einsam fühlt, dem geht es nicht gut, aber darüber reden: oft noch ein Tabu-Thema. Während das (mit sich) Alleinsein für viele Menschen sogar ein angenehmer Zustand sein kann, so fühlen sich einsame Menschen oft traurig, gedämpft, ängstlich oder hoffnungslos. Für von Einsamkeit Betroffene bedeutet das großes Leid. Es trifft viele der rund ¼ Deutschen, die alleine leben (müssen), aber auch Menschen, die in Gesellschaft leben.
Vermutlich ist es unser biologisches Erbe als soziale Lebewesen, das uns Einsamkeit so intensiv fühlen und erleben lässt. Doch offenbar wird es immer schwieriger, Formen von Nähe und Verbundenheit zu finden, obwohl oder gerade weil wir so medial vernetzt sind. Und die zurückliegende Zeit der Pandemie hat dieses Einsamkeitserleben bei vielen Menschen sichtlich und spürbar gefördert.
Offenbar sind ältere Menschen besonders von Einsamkeit bedroht, ebenso aber junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren. Ungefähr die Hälfte aus dieser Altersgruppe gibt laut Umfragen an, sich oft oder immer einsam zu fühlen. Die Gründe sind vielfältig, aber die Auswirkungen für diese Generation vielleicht gravierend.
Jede und jeder Betroffene kann versuchen, seiner empfundenen Einsamkeit etwas entgegen zu setzen; so wie eine Initiatorin, die mit unserer Unterstützung eine Selbsthilfegruppe „Gemeinsam weniger allein“ für Menschen ab 60 Jahren aufgebaut hat. Die Nachfrage nach dieser Gruppe war sehr hoch, so dass inzwischen keine neuen Teilnehmer*innen mehr aufgenommen werden. Einsame Menschen über 60 Jahren können sich auch an das
Silbernetz wenden, ein telefonisches Unterstützungsangebot. Und auch für junge Menschen gibt es
immer mehr Angebote im Bereich der Selbsthilfe, auch bei seelischen Nöten und Einsamkeit. Das Portal „
Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht“ zeigt viele Möglichkeiten auf. Bei dem Wunsch, eine eigene Selbsthilfegruppe zu gründen, unterstützen die
Selbsthilfe-Kontaktstellen.
Daneben sind aber auch gesellschaftliche Überlegungen und Konsequenzen notwendig, um der zunehmenden Einsamkeit etwas entgegen zu setzen. Eine von immer mehr Initiativen ist das Kompetenznetz Einsamkeit (KNE), dessen Aufgaben Forschung, Netzwerkarbeit und Wissenstransfer sind (
nähere Informationen hier). Und auch in den Medien wird das Thema Einsamkeit zunehmend abgebildet. So hat das ZDF eine berührende Dokumentation „Allein unter Millionen“ gezeigt, die weiterhin in der
ZDF Mediathek zu finden ist und dem vorliegenden Text als Grundlage diente.
Und vielleicht trägt auch jede und jeder Einzelne, auch Nicht-Betroffene von Einsamkeit, ein Stück weit Verantwortung für die Welt, in der wir leben wollen und kann ganz konkret einen Beitrag leisten gegen eine vereinsamende Gesellschaft. So könnten wir wieder mehr mit anderen Menschen ins Gespräch kommen: an der Supermarktkasse, in der Bahn, beim Spaziergang oder mit dem eigenen Nachbarn. Schließlich tun Nähe und Verbundenheit uns allen gut.