35 Jahre Selbsthilfe-Kontaktstelle Bonn
Was sich Selbsthilfe-Aktive für die nächsten 35 Jahre wünschen
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle in Bonn ist in diesem Jahr 35 geworden! In diesen Jahren hat sich viel getan und mittlerweile gibt es in Bonn rund 200 Selbsthilfegruppen. Wir wollen aber nicht nur zurückschauen, sondern auch nach vorne. Deswegen haben wir uns unter Selbsthilfe-Aktiven in Bonn umgehört und gefragt: Was wünschen Sie sich für die nächsten 35 Jahre?
Mehr Teilhabe und ein Miteinander auf Augenhöhe Zu wenig Plätze in Frauenhäusern, Verständigungsprobleme bei Behörden oder zu wenig Teilhabe für Migrantinnen mit Behinderung – das sind nur einige der Themen, die Lul Autenrieb beschäftigen. Die 62-Jährige ist seit mehreren Jahren Kontaktperson für die Gruppe „Flucht und Gewalt machen krank“ sowie für die internationale Frauengruppe „Psychische und körperliche Erkrankungen nach Gewalterfahrung“. Die Probleme, mit denen die Gruppenmitglieder konfrontiert sind, seien vielfältig – das Verständnis in Gesellschaft und bei Behörden oft gering, sagt Autenrieb: „Wir wünschen uns, dass Migrantinnen und Migranten mehr einbezogen werden und dass mit uns geredet wird statt über uns.“ Darüber hinaus hofft sie, dass Selbsthilfegruppen auch in 35 Jahren noch „einen Ort haben, wo wir unterstützt werden“.
Zäune abreißen und sich selbst besser verstehen „Als Angehöriger eines Abhängigen musst du nicht den Abhängigen verstehen – sondern dich selbst“, sagt Ulrich und findet: Selbsthilfe kann eine ganze Menge dazu beitragen, sich selbst besser zu verstehen. Als langjähriges Mitglied der Anonymen Alkoholiker in Bonn hat er außerdem miterlebt, wie der Kontakt zwischen Medizin und Selbsthilfegruppen über die letzten Jahrzehnte enger geworden ist – auch dank der Vermittlung durch die Selbsthilfe-Kontaktstelle in Bonn. Das Projekt „Medizinstudierende lernen von der Selbsthilfe“ besteht erfolgreich seit 10 Jahren zusammen mit der Universität Bonn, Dr. Silvia Schäffer-Gemein (Koordination Lehre Sozialmedizin) und der Selbsthilfe-Kontaktstelle Bonn. Laut Ulrich hat diese Entwicklung dazu beigetragen, „Zäune abzureißen, Verbindung zu schaffen“ und auch eine größere Öffentlichkeit für Selbsthilfe zu sensibilisieren. Uns als Kontaktstelle rät er deshalb für die nächsten 35 Jahre: „Immer am Ball bleiben!“
Mehr Kontakt zu Betroffenen mit ähnlichen Erkrankungen Sich öffnen und mehr Kontakte knüpfen zu Betroffenen mit ähnlichen Erkrankungen – das wünscht sich Frauke Wollenweber für sich und ihre Gruppe. Die 82-Jährige ist seit mehreren Jahren Ansprechpartnerin der Bonner ILCO-Selbsthilfegruppe für Menschen mit künstlichem Darmausgang, künstlicher Harnableitung und/oder Menschen mit Darmkrebs. Außerdem wünscht sie sich Ideen und Anregungen, wie sich Gruppentreffen neben den klassischen Gesprächsrunden „auch mal anders gestalten“ lassen – zum Beispiel zu Fest- und Feiertagen. Ihr größter Traum: „Ein Selbsthilfe-Chor!“
Sie wollen auch aktiv werden? Dann melden Sie sich bei uns! Wir informieren Sie über bestehende Selbsthilfegruppen oder unterstützen Sie bei der Gründung neuer Gruppen.
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