Leben und Lernen mit Depression
Drei Fragen an die Initiatorin der neuen Selbsthilfegruppe
- "Leben und Lernen mit Depression" heißt die Selbsthilfegruppe, die Sie gründen möchten – an wen richtet sich diese Gruppe?
Diese Gruppe richtet sich an Studierende und Auszubildende bis 27 Jahre die mit einer akuten Depression kämpfen oder auch einer wiederkehrenden Depression vorbeugen wollen. Wir sind auch offen für junge Menschen, die vielleicht gerade ein Studium oder eine Ausbildung abgebrochen haben und was Neues anfangen – so wie ich selbst.
- Mit welchen besonderen Herausforderungen hat diese Zielgruppe Ihrer Ansicht nach zu tun?
Bei dieser Zielgruppe handelt es sich um Menschen, die vielleicht gerade bei ihren Eltern ausziehen und zum ersten Mal auf eigenen Beinen stehen. Da sind neue finanzielle Belastungen, das selbstverantwortliche Lernen im Studium kann schwerfallen und vielleicht muss man sich auch in einem völlig neuen Umfeld einfinden. Man trägt plötzlich die volle Verantwortung für sein Leben. Mit Depression kann es echt schwer sein, da mitzuhalten und sich effektiv um sein Wohlbefinden zu kümmern. In dieser Lebensphase sucht man noch "seinen" Weg und das ist gar nicht so einfach, wenn es einem gerade an Selbstvertrauen mangelt. Das kann ein fieser Teufelskreis werden. Ich hoffe, dass wir uns gegenseitig Mut machen können und zusammen Wege finden, es uns selbst ein bisschen einfacher zu machen. Bestimmt hilft es auch schon, einfach zu erfahren, dass man nicht allein mit seinen Problemen und Sorgen ist.
- Was hat Sie auf die Idee gebracht, eine Selbsthilfegruppe zu gründen?
Ich hätte tatsächlich nie von alleine in Erwägung gezogen, eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Über die Suche nach so einer hatte ich schon länger nachgedacht, aber nie nachgefragt, aus Sorge, nicht "hilfsbedürftig genug" zu sein. Das ist natürlich Quatsch, aber ein verbreitetes Denkmuster bei Menschen mit Depression!
Letzten Sommer habe ich dann bei einem Nickerchen im Hofgarten ein Gespräch überhört, wo eine junge Frau begeistert von ihrer neuen Selbsthilfegruppe (zu einem ganz anderen Thema) erzählt hat. Das hat mich nochmal neugierig gemacht. Bei einer Internetsuche bin ich auf die Selbsthilfe-Kontaktstelle gestoßen und habe mir den Termin für ein Info-Café in den Kalender eingetragen. Erst bei diesem Info-Café habe ich erfahren, wie Selbsthilfegruppen überhaupt arbeiten und mir wurde vorgeschlagen, eine zu gründen. Gerade bei dem Thema Depression mangele es wohl an Initiative. Ich wurde sehr offen und unaufdringlich über die Möglichkeiten und Pflichten (nicht viele) einer Initiatorin beraten und dann war ich an Bord! Ich bin sehr dankbar, dass die Kontaktstelle da viel Gründungsarbeit abnimmt und beratend dabei ist. Alleine hätte ich mich das sicher nicht getraut.
Sie haben Interesse bei der Gründung dieser Gruppe dabei zu sein? Dann melden Sie sich bei der Selbsthilfe-Kontaktstelle Bonn.
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